Am 31. 10. 2025 im Amtsblatt von LE


DSM: Ende nach 70 Jahren?

Am 9. Januar 1955 wurde in Bielefeld das Deutsche Spielkarten­museum eröffnet. Mehrere Sammlungen wurden der „Bielefelder Spielkarten GmbH“ gestiftet oder von ihr angekauft. Damals wohnte ich in Bielefeld und besuchte 1957 das Museum. Auch später war ich öfters dort. Eine der Eintrittskarten hat jeden meiner Umzüge überlebt, nämlich die vom 18.10.1967 (laut Tagebuch):

Eintrittskarte DSM in BI 1967

Nur 10 Pfennige für den Eintritt! Das sind 5 Cent laut Um­rechnungs­faktor von 2002, bzw. inklusive Inflations­um­rechnung 24 Cent nach heutiger Währung.

Das Museum gehörte Richard Kaselowsky (einem Halbbruder des Groß­unter­nehmers Rudolf August Oetker). Er verkaufte die kriselnde Spielkartenfirma zusammen mit der umfangreichen Sammlung im Jahre 1972 an die „Vereinigte Altenburger und und Stralsunder Spielkarten AG“ (ASS) in Leinfelden, auch deshalb, weil dort das Museum bessere Chancen zum Überdauern hätte. Kaselowsky informierte hierüber zuvor niemanden, so dass in Bielefeld nach Bekanntwerden ein Sturm der Entrüstung ausbrach.

Doch bereits ab 1978 begann der Abstieg. Erstes Déjà-vu: ASS wollte das DSM bewahren und verkaufte daher die Sammlung an die als sicherer Hafen eingeschätzten neuen Besitzer: die Stadt LE und das Land Baden-Württemberg. Diese bekamen Probleme nach der Finanzkrise von 2008. Es kam zum zweiten Déjà-vu: Die Stadt LE kündigte 2012 die Verträge mit dem Landesmuseum Württemberg und wollte sich schon damals vom Museum trennen. 2014 wurde aber ein neuer Vertrag zwischen Stadt und Land geschlossen. Das Museum wurde in ein Schaudepot umgewandelt mit abstrusen Öffnungs­zeiten, so dass kaum jemand es noch besuchen konnte. Nach dem Einbruch der Steuer­ein­nahmen ab 2023 trat das dritte Déjà-vu ein: Die Stadt kündigte Anfang 2025 erneut alle Verträge und begann, das Alleinstellungs­merkmal DSM zu schließen. Dies wurde am 21.10.2025 vom Gemeinderat bestätigt.

So wie sich Wirtschaft und Kultur im täglichen Ablauf gegenüber stehen, so stehen sich auch Arbeit (im Sinne von Mühsal, siehe Bibel) und Spiel (im Sinne von Entspannung, z.B. in einer geregelten Kartenwelt) gegenüber. Verzichtet man auf das eine, leidet auch das andere.

Geht heute wie in Bielefeld ein Aufschrei durch LE? Bisher ist nur ein Säuseln zu vernehmen. Im Amtsblatt war sogar zu lesen: „Statt­dessen soll mit dem Spiel­karten­museum so weiter gemacht werden, wie bisher, ...“ Diese Unterstellung schrieb eine Partei, die die Pläne des Fördervereins nicht kennt, da sie sich jeder Diskussion entzogen hat, den Betroffenen das Rederecht verweigert und ihr eigenes Wahl­programm missachtet (siehe deren Bundes­wahl­programm, Seite 50). Aber das berühmte „HÄTTEN WIR DOCH ...“ lässt bekanntlich immer auf sich warten. Oder geht da noch etwas Konstruktives? Immerhin gibt es Anregungen von den Fraktionen.
Wir werden sehen (:-).           
(Volker Claus, Optimist)

Das DSM ist immer am Mittwoch von 14 bis 17 Uhr geöffnet, honorarpflichtige Gästeführungen auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung. Tel.: 0711 7560 120.
www.foerderverein-spielkartenmuseum.de
Zusätzliche Öffnungszeit: Das DSM ist ebenfalls am Sonntag, dem 2.11. von 14-17 Uhr offen.